Schloss Oberwiederstedt - LEADER – Projekt 2016 bis 2019
Das Vorhaben wird im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum des Landes Sachsen-Anhalt 2014 - 2020 (EPLR) gemäß der Maßnahme „Unterstützung für die lokale Entwicklung LEADER (CLLD)“ unter dem Schwerpunktbereich „Förderung der lokalen Entwicklung in ländlichen Gebieten“ aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) und des Landes Sachsen – Anhalt gewährt.
1. Vorbemerkungen
Das auf das 16. Jahrhundert zurückgehende Renaissanceschloss Oberwiederstedt besitzt als Geburtshaus des frühromantischen Dichters Novalis überregionale Bedeutung. Seit 1988 wird das ehemals vom Verfall bedrohte Schloss abschnittsweise saniert. Es wird für das Novalis-Museum, die Forschungsstätte für Frühromantik und als Sitz der internationalen Novalisgesellschaft und der Novalis-Stiftung „Wege wagen mit Novalis“ umfassend und angemessen genutzt. Eigentümer des Schlosses und Träger des Novalis-Museums ist der Landkreis Mansfeld-Südharz. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
2. Das Bauwerk und seine Struktur:
Mitte der 1980er Jahre wurde die Hälfte des Westflügels bis auf die Grundmauern abgerissen. Im Anschluss an die Sanierung und Revitalisierung des Schlosses erfolgte 1999 der Wiederaufbau des abgetragenen Westflügels einschließlich Treppenhaus als Neubau. Das äußere Erscheinungsbild des Schlossflügels wurde rekonstruiert. Der Innenausbau war aus finanziellen Gründen nicht möglich.
Der zweigeschossige Neubau erhebt sich auf einer Grundfläche von ca. 14,5 m x 9,8 m und hat eine Traufhöhe von ca. 7,8 m. Das aufgehende Mauerwerk besteht aus Ziegeln und wurde außen mit einer Bruchsteinvorsatzschale verkleidet, die einschließlich der Fassadengliederung dem Erscheinungsbild des historischen Schlossteils entspricht.
Ein Stahlbetontreppenhaus verbindet losgelöst von den Wänden brückenartig den alten und neuen Teil des Westflügels. Die sich westlich an das Treppenhaus anschließenden Funktionsräume haben monolithische Decken mit Stahlbetonstützen. Das Dachtragewerk besteht aus einem Kehlbalkendach mit stehendem Stuhl.
3. Geplante Maßnahmen
Inhalt der geplanten Maßnahmen am Westflügel ist die bauliche Herrichtung des Neubauteils zur multifunktionalen Nutzung (Lesesaal, Archiv, Werkstatt) in Verbindung mit einer behindertengerechten Erschließung und einer energetischen Ertüchtigung des Dachgeschosses.
3.1 Maßnahmen des fertiggestellten 1. Bauabschnitts
Im 1. BA 2016/2017 wurde der behindertengerechte Zugang des Westflügels errichtet und die Fassade fertiggestellt.
Ferner erfolgte der Innenausbau für die Werkstatt im EG und des Lesesaals im OG.
3.2 Geplante Maßnahmen des 2. Bauabschnitts
3.2.1 Maßnahmen zur barrierefreien Erschließung und zum Transport des Archivgutes
Zur barrierefreien Erschließung der Obergeschossebene des Schlosses ist der Einbau einer Liftanlage im Treppenhaus des Westflügels geplant. Die Anlage erreicht auch das Dachgeschoss und ermöglicht damit außerdem Material- und Archivguttransporte.
Der Fahrschacht soll transparent ausgebildet werden und sich direkt im vorhandenen, im Bestand schon ausreichend breiten Treppenauge befinden. Der Schachtkopf im Dachgeschoss wird massiv ausgebildet, um den Anforderungen des Feuerwiderstandes an die Geschossdecke zu genügen.
3.2.2 Maßnahmen zum Dachgeschossausbau (Archiv)
Die Unterbringung des Archivgutes soll aufgrund des erhöhten Schutzzieles auf das Dachgeschoss beschränkt bleiben.
Unter Einbeziehung von Raum 211 in die Maßnahme kann eine klare räumliche Trennung zwischen Lesesaal im Obergeschoss und Archiv im Dachgeschoss erreicht werden. Durch Einbau einer Stahltreppe in Raum 211 wird eine nutzungsoptimierte Erschließung und eine Begehbarkeit durch die Nutzer des Lesesaals bzw. Besucher ermöglicht. Notwendige sicherheitstechnische und bauphysikalische Zusatzmaßnahmen können durch die entkoppelte Erschließung bedarfsgerecht und konzentriert umgesetzt werden.
Um eine nachhaltige Lösung des bestehenden Platzproblems zur Lagerung von Archivgut herbeizuführen, soll die Fläche über dem Obergeschoss zukünftig einer Archivnutzung dienen. Die massive Bestandsdecke ist für eine Last bis 5 kN/m² ausgelegt. Zusätzlich soll die Kehlbalkenlage als begehbare Ebene ausgebildet werden. Der Zugang in diesen Bereich erfolgt zu Wartungszwecken über eine ausklappbare Bodentreppe.
Das Steildach wird durch den Einbau einer Zwischensparrendämmung energetisch ertüchtigt und die Kehlbalkenlage mit einer Zwischendeckenschüttung versehen. Gleichzeitig erfolgt die Errichtung von Dachgauben zur Belichtung und Belüftung der neuen Flächen.